Warum Hafen?

Der Hamburger Hafen ist nicht nur Hamburgs Wahrzeichen, sondern auch ein internationaler Umschlagsplatz von radioaktiven Materialien, klimaschädlichen Energierohstoffen, tödlichen Rüstungsgütern, Tier“produkten“ und vielen anderen Waren. Somit ist er auch Knotenpunkt von globaler sozialer Ungerechtigkeit, Naturzerstörung und Ausbeutung.

 

Ausbeutung stoppen, Gerechtigkeit erkämpfen!

Der Hamburger Hafen ist als einer der größten Häfen Europas einer der zentralen Umschlagplätze für Importe aus aller Welt. Große Teile der in Europa konsumierten Konsumgüter werden in anderen Teilen der Welt produziert – oft unter verheerenden sozialen Bedingungen. Arbeitnehmer*Innenrechte wie geregelte Arbeitszeiten, Kündigungsschutz, Krankenversicherung und angemessene Bezahlung gibt es meist nicht. Nachrichten von Unfällen geben uns einen Eindruck davon, wie wenig auf die Sicherheit der Arbeiter*Innen Wert gelegt wird. Beispielhaft hierfür steht der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch 2013 mit über tausend Toten und noch mal doppelt so vielen Verletzten.

Der Anbau von Futtermitteln (wie bspw. Soja) für Schweine, Rinder und „Geflügel“ im Hauptanbaugebiet Südamerika bedeutet nicht nur die Zerstörung ganzer Ökosysteme und der dazugehörigen Artenvielfalt durch den großflächigen pestizidintensiven Anbau von Monokulturen, sondern auch Landraub und Vertreibung für viele Kleinbäuer*Innen. Vom unvorstellbaren und unerträglichen Leid der millionenfach eingesperrten, augebeuteten und getöteten tierlichen Individuen ganz zu schweigen. Beim Abbau von Uran, z.B. in Namibia und Tansania, werden giftige und radioaktive Staubpartikel in den offenen Tagebauen freigesetzt und es fallen Unmengen von radioaktivem Abfall an. Das bedeutet nicht nur eine langfristig verstrahlte Umwelt und verseuchtes Wasser, sondern verursacht auch schwere Erkrankungen in der Bevölkerung. Auch die Geschichte des Abbaus von Steinkohle in Kolumbien ist geprägt von Mord, Massenvertreibungen, Menschenrechtsverletzungen und massiven Umweltschäden. Für riesige Steinkohletagebaue wurden und werden zahlreiche Menschen vertrieben und Teile des Landes von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Menschen, die sich gegen die Zustände wehren, müssen fürchten, von Paramilitärs getötet zu werden.

Bei all diesen Geschäften sind es letztlich reiche westliche Industrienationen bzw. Unternehmen, die von diesen Zuständen profitieren: Sie beuten die Ressourcen und Arbeitskräfte überwiegend ehemaliger Kolonialländer aus und verschärfen dadurch die vielfältigen sozialen und ökologischen Krisen und Konflikte. Sie heizen mit Kohleverbrennung und energieintensiver Fleischproduktion zusätzlich das Klima an. Die Regionen, die den Klimawandel am stärksten zu spüren bekommen, werden dadurch noch anfälliger für die heute schon spürbaren katastrophalen Folgen: vermehrte Dürreperioden, sinkende Grundwasserspiegel und häufigere und intensivere Extremwetterereignisse. Daraus resultieren existenzielle Bedrohungen wie Wassermangel und Ernteausfall, welche häufig zu humanitären Katastrophen führen und Millionen von Menschen zur Flucht zwingen. Der energieintensive An- bzw. Abbau, der Transport und die letztliche Nutzung dieser Güter steht somit klar im Widerspruch zu den existenziellen Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung nach Ernährungssouveränität, Zugang zu sauberem Wasser und Energie.

Dazu kommen noch die Exporte verschiedener subventionierter Produkte aus der EU. Beispielsweise überschwemmen Agrarprodukte aus der EU in vielen Ländern des globalen Südens die Märkte. Die Preise der hoch subventionierten Produkte kann die lokale Landwirtschaft nicht unterbieten und die Betriebe vor Ort gehen pleite. Besonders häufig sind hiervon Kleinbäuerinnen betroffen, deren Existenzgrundlage zerstört wird. Ungerechte und abhängige Geschlechterbeziehungen werden hierdurch noch weiter verschärft. Nicht zuletzt werden über den Hamburger Hafen große Mengen verschiedenster Rüstungsgüter exportiert, mit denen weltweit zahllose Menschen getötet werden. Viele bewaffnete Konflikte dieser Welt werden mit Kriegsgeräten geführt, die aus Hamburg ihren Weg in die globalen Krisengebiete finden. Der Rüstungskonzern Blohm+Voss produziert seine Kriegsschiffe direkt im Hamburger Hafen.

Der Hamburger Hafen ist damit nicht nur einer der dunkelsten Orte der Hamburger (Kolonial)Geschichte, sondern auch heute noch Drehscheibe der neokolonialen Gegenwart.

 

Rein in den Hafen, raus aus dem Kapitalismus!

Der Umschlag dieser Güter in Deutschlands größtem Hafen spielt eine bedeutende Rolle in den Produktionsketten, wodurch Großkonzernen wie Areva/Orano (Atomkraft), Vattenfall (Kohlekraft) oder Cargill (Schlachtung/Agrarproduktion) erst ein lukratives Geschäft ermöglicht wird. Der Hamburger Hafen als bedeutendes Zahnrad macht sich dadurch zum Komplizen dieser zerstörerischen Machenschaften der Unternehmen.

Darüber hinaus befindet sich der Hamburger Hafen in einem ewigen Wachstumswettrennen mit anderen internationalen Häfen, dem bereits Teile der lokalen Bevölkerung und Natur weichen mussten. Zum einen betrifft das umliegende Dörfer wie Altenwerder, die für den Hafen platt gemacht und deren Bewohner*Innen zwangsumgesiedelt wurden. Zum anderen betrifft dies den Fluss und Lebensraum Elbe, der als Transportweg bereits acht Mal vertieft wurde, um Platz für noch größere, schwerere Containerschiffe zu machen. Obendrein werden 2018 so viele Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen anlegen wie nie zuvor, obwohl sie zu den klimaschädlichsten Transportmitteln zählen. Mit ihrem dreckigen Treibstoff vergiften sie die Luft in Hamburg und anderswo weiter.

Der Hafen ist ein Wahrzeichen Hamburgs. Aber am „Tor zur Welt“ werden auch die Probleme des Kapitalismus deutlich.

Der Hamburger Hafen ist nicht nur ein Knotenpunkt der Ausbeutung, sondern auch ein verbindendes Element unterschiedlichster sozialer Kämpfe. Im Sommer 2018 werden viele dieser Kämpfe erstmals am Schauplatz des Hamburger Hafens vereint, um sich gemeinsam mit vielen Mitstreiter*Innen der fortlaufenden globalen Ungerechtigkeit in den Weg zu stellen. Wir wollen gemeinsam die Schattenseiten des Hafens der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Die gesellschaftliche Ordnung ist kein unabwendbares Schicksal. Was ist, muss nicht so bleiben!

Der Hafen muss nicht zwangsläufig dreckige Geschäfte abwickeln und wir müssen nicht auf Kosten ärmerer Menschen, von Tieren und der Natur leben!

 

Als Teil einer emanzipatorischen Graswurzelbewegung wollen wir das derzeitige Wirtschaftssystem mit seinem kapitalistischen Expansionsdrang und der Profitorientierung nicht nur anklagen. Wir wollen ihm auch einen eigenen Gesellschaftsentwurf entgegensetzen, für den es sich lohnt auf die Straße zu gehen: Eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das Wohlergehen aller Lebewesen zum Ziel hat.

Aus diesen Gründen kommen wir im Rahmen der Harbour Games 2018 zusammen, um mit euch und vielen weiteren Menschen das Aktionsfeld Hamburger Hafen kennenzulernen. Lasst uns gemeinsam Wege erkunden, um aktiv zu werden und uns den zerstörerischen Verhältnissen in den Weg zu stellen.